Großwallstadt, 05.07.2023 Wegwerfbecher, Einweggeschirr, alles in Plastik gepackt… das gibt es beim TVG schon lange nicht mehr. Das Hallenheft wird inzwischen nicht mehr für jedes einzelne Spiel gedruckt und auch nicht mehr in den hohen Auflagen wie früher. Es wird digitalisiert, was sich digitalisieren lässt. Bei Fanartikeln, die neu ins Sortiment kommen, achtet der TVG auf recyclefähige oder Upcycling-Materialien, und da ist noch lange nicht Schluss. Das Pool- und Transport-Fahrzeug fährt elektrisch und derzeit wird geprüft, ob die Trainingshalle eine PV-Anlage tragen kann.
„Bevor man jedoch guten Gewissens sagen kann „wir sind klimaneutral“, ist es noch ein weiter Weg“, so Geschäftsführer Stefan Wüst. „Zunächst muss der CO2-Fußabdruck ermittelt werden und da reicht es nicht aus, die eigenen Verbräuche, PKW-Kilometer und Abfall-Aufkommen anzuschauen, sondern die komplette Lieferkette und das Verhalten der Zuschauer gehören genauso dazu.“ Hierzu werden Umfragen gestartet, Daten gesammelt und analysiert. Parallel ist die Schaffung eines Bewusstseins für den CO2-Fußabdruck und die Notwendigkeit der Entwicklung von Maßnahmen, diesen dauerhaft zu reduzieren, ein wichtiger Schritt. Positive Erkenntnisse gab es auf dem Weg auch einige und diese zahlen natürlich entsprechend positiv auf das CO2-Konto ein.
Den CO2-Fußabdruck hat der TVG mit Geschäftsstellenleiterin Barbara Eschbach mit einer Gruppe Studierender der Hochschule Darmstadt im Rahmen einer Semesterarbeit ermittelt, zu der sämtliche Bereiche, die den Trainings- und Spielbetrieb betreffen, untersucht wurden. Heraus kamen klare Handlungsempfehlungen, die es nun umzusetzen gilt. Initial war nur dies als Projekt gedacht, aber die Entscheidung war schnell klar: wir gehen diesen Weg gemeinsam weiter, denn Nachhaltigkeit ist ein komplexes Thema, welches neben den ökologischen Aspekten auch die Bereiche Social und Governance umfasst.
Der Fokus im nächsten Schritt lag auf sozialen Aspekten. Hierzu zählen Gesundheit und Wohlergehen, gesellschaftliche Teilhabe, Integration, Inklusion, Stärkung des Ehrenamtes und das Vermitteln gemeinsamer sozialer und sportlicher Werte. Unmittelbar nach Corona hatte der TVG erkannt, dass die sozialen Werte höhere Relevanz denn je besitzen. Die Kinder waren definitiv zu kurz gekommen, ihrem Bewegungsdrang war nicht entsprochen worden, sie waren launisch und es zeigten sich negative Effekte auf die psychische Gesundheit. Als der Sportunterricht in den Schulen wieder losging, stellten die SportlehrerInnen fest, dass die Kinder im Schnitt locker 4 Kilo zugelegt hatten und lustlos in den Sportunterricht kamen. Der TVG verstand dies als Mission.
Aber bevor man sich mit im symbolischen Sinne erhobenem Finger vor die Familien stellen konnte, galt es, vor der eigenen Haustüre zu kehren. Bereits im Frühjahr 2022 veranstaltete der TVG mit der „Dirk-Nowitziki-Siftung“ zwei Workshops mit Teilnehmern aus der gesamten TVG-Familie, um eine gemeinsame Wertebasis zu erarbeiten und eine Art „Selbstverpflichtung“ zu formulieren.
Es lag auf der Hand, dass sich mit gemeinsam formulierten Werten nicht nur die Kommunikation verbessern und viel besser ein gemeinsames Ziel erreichen lässt, sondern man auch gemeinsam viel mehr bewegen kann. Mit dem Blick auf den sportlichen Bereich fasst Geschäftsführer Michael Spatz zusammen: „es wurden Handballcamps entwickelt, parallel regelmäßig Schulen und Vereine zu vergünstigten Konditionen zum Spiel eingeladen, Partnerschaften mit Schulen eingegangen, Aktionstage organisiert, Schulpraktika angeboten. Mit diesen Maßnahmen hat es der TVG nicht nur geschafft, in Richtung Saison-Ende 2023 annähernd die Zuschauerzahl von vor Corona zu erreichen, sondern zudem die Zuschauerschaft stark zu verjüngen und neue ehrenamtliche Helfer zu gewinnen.“ Damit wird nun gleichermaßen auf das Thema „Social“ wie auch auf die interne Entwicklungs-Leitlinie, den „Blauen Faden“ eingezahlt – denn durch die genannten Aktivitäten ist außerdem eine C-Jugend in der Junioren-Akademie entstanden und in Kürze folgt die Handballschule. Damit wird das interne Ziel verfolgt, eigenen Nachwuchs schon frühzeitig auszubilden, Talente zu fördern und für diese Talente Perspektiven im Profisport zu entwickeln.
Und so wird nun Schritt für Schritt vorgegangen, mit Orientierung an den 17 Zielen der nachhaltigen Entwicklung, wie sie 2015 mit der Agenda 2030 der UN verabschiedet wurden. Als Menschen, die viel mit Menschen arbeiten, sind beim TVG auch Menschen im Fokus. Hierbei soll ein respektvolles und faires Miteinander der Schlüssel sein, um Chancengleichheit und Teilhabe zu ermöglichen. Daher sollen alle Maßnahmen und Veränderungen am Nutzen für die Gemeinschaft gemessen werden.
Nicht zuletzt geht es aber auch um die ökonomische Facette der Nachhaltigkeit, die bedeutet, dass auch die Businesspartner mit auf die Reise genommen werden sollen. Denn nur durch Wirtschaftlichkeit entsteht Zukunftsfähigkeit. Oberstes Gebot ist hier im Sinne der Governance der Vertrauensgewinn, durch die transparente Entwicklung der wirtschaftlichen Faktoren und Leistungsdaten, durch den Schutz der Investments der Partner, die der TVG durch Gesunderhaltungs-Programme für die Spieler, sportliche Integrität (Antidoping, Antidiskriminierung) und Vermeidung von Risiken absichert.
“Wir sind überzeugt, dass wir durch die Einbindung unserer Businesspartner und der Schaffung eines Nachhaltigkeits-Netzwerkes nicht nur für den Verein agieren, sondern auf gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene für die Region als Ganzes und hier gemeinsam ein Ausrufezeichen setzen können”, sagt Barbara Eschbach, die in ihrer Funktion auch das Thema „Nachhaltigkeit“ beim TV Großwallstadt verantwortet.