Großwallstadt 11.03.2025 Der TV Großwallstadt hat neuerlichen personellen Engpässen erfolgreich getrotzt! Am Sonntag bezwang die Mannschaft von Trainer André Lohrbach in der Aschaffenburger Linde MH Arena vor 2237 Zuschauern trotz des Fehlens von drei wichtigen Spielern die HSG Nordhorn-Lingen mit 24:23 (13:8). Damit rückte der TVG in der Tabelle der 2. Handball-Bundesliga auf den 9. Tabellenplatz vor. Zu verdanken hatten die Wällster den Erfolg einer über weite Strecken funktionierenden Abwehr, vor allem aber den Torhütern Jan-Steffen Minerva und Julian Buchele, die 18 gegnerische Würfe parieren konnten. Lob für die Keeper gab es nach dem Abpfiff vom Coach, der insgesamt „Kampf und Leidenschaft“ seiner Mannschaft hervorhob und bilanzierte: „Diese zwei Punkte waren extrem wichtig!“
Ohne Horner, Gempp und Redkyn
Dabei hatte Lohrbach erneut improvisieren müssen. Mit Max Horner hatte ausgerechnet der Linkshänder wegen einer Rippenprellung passen müssen, der zuletzt einen Großteil der Regiearbeit im Rückraum verrichtete. Ein ebenso schweres Handicap: Kapitän Patrick Gempp fehlte wegen der Nachwirkungen eines Infektes. Und auch Rechtsaußen Dmytro Redkyn hatte sich aus dem gleichen Grund abmelden müssen. Daraus ergab sich die zentrale Frage vor dem Anpfiff: Würde der TVG das alles kompensieren können?
Großwallstadt begann mit dem erst unlängst aus einer langen Verletzung zurückgekommenen Mario Stark auf der Rückraummitte. Lohrbach brachte Linksaußen Moritz Klenk, der in der Abwehr auf die Halbposition rückte und den Ex-Großwallstädter Frieder Bandlow ausbremsen sollte. Das gelang ihm unter dem Strich gut. Für Gempp besetzte Lars Röller die Kreisposition. Obwohl zuletzt selbst an einem Infekt leidend, zeigte er mit vier Toren eine starke Leistung. Im Tor begann Jan-Steffen Minerva. Eine Maßnahme Lohrbachs, die sich als Glücksgriff herausstellte.
Routinier Minerva sofort im Spiel
Allein in den ersten 30 Minuten gelangen dem Routinier ein Dutzend Paraden. Minerva war von Beginn an im Spiel und legte mit ersten Abwehraktionen den Grundstock für die 2:0-Führung. Nach einer weiteren Parade konnte Maxim Schalles einen 4:1-Vorsprung herauswerfen (7.). Nach dem 6:2 (13.) durch Treffer des starken Tobias Buck sowie von Röller vom Kreis leistete sich der TVG einige Ungenauigkeiten und überhastete Würfe im Angriff. Sie blieben aber oft ohne Folgen, weil Minerva die Fehler seiner Vorderleute ausbügelte.
Nach sechs Minuten ohne TVG-Treffer nahm Coach Lohrbach beim Stand von 8:6 (22.) eine Auszeit. Buck erhöhte prompt auf 9:6, und Ben Connar Battermann nutzte einen HSG-Ballverlust zum erfolgreichen Wurf vom eigenen Kreis ins leere Nordhorner Tor. Klenk traf von Linksaußen zum 11:7. Im Abwehrzentrum agierte das junge Duo Battermann/Buck konzentriert und umsichtig und kompensierte so das Fehlen von Patrick Gempp. Minerva glänzte mit einer weiteren Parade, so dass der TVG die Chance zur Fünf-Tore-Führung bekam und diese durch einen strammen Rückraumwurf von Stefan Salger auch nutzte. Per Stemmwurf besorgte der lange Linkshänder auch das 13:7. Der TVG durfte mit einem soliden 13:8-Vorsprung gegen den Tabellensechsten der Liga in die Kabine gehen.
Gäste wieder auf Tuchfühlung
Nach Wiederanpfiff wurden die Gäste stärker und nahmen mit dem 10:13 durch Rechtsaußen Maximilian Lux Tuchfühlung auf. TVG-Regisseur Stark baute die Führung mit einem Hüftwurf wieder etwas aus. Dann traf Battermann aus dem weiten Rückraum zum 15:11 (36.). Das Wällster Angriffsspiel verlor jedoch an Schwung. Zum Glück behielt in dieser Phase Rechtsaußen Schalles die Nerven und vollendete zweimal in Überzahl: zum 16:13 und 17:14.
In der 45. Minute war es dann aber soweit: Mit dem dritten Treffer in Folge kam Nordhorn-Lingen zum Ausgleich. Die Gäste konnten in der Folge auch die Rote Karte gegen Georg Pöhle nach dessen dritter Zeitstrafe kompensieren. Spielmacher Tarek Marschall erzielte mit dem 19:18 (48.) die erste HSG-Führung. Vor Röllers Ausgleich vom Kreis und nach 14 Paraden von Minerva schickte Lohrbach Juniorennationalspieler Julian Buchele in den TVG-Kasten. Und der tat, was schon Minerva so trefflich erledigt hatte: Bälle halten!
Buchele pariert, Eisenträger trifft
Drei torlose Minuten des TVG nutzte Nordhorn dennoch zur Zwei-Tore-Führung (22:20). Beim Stand von 21:22 mobilisierte Hallensprecher Felix Christmann noch einmal die Fans. Tobias Buck traf nach einem Steal per Gegenstoß zum Ausgleich und leitete mit dem 23:22 (56.) die Crunchtime dieses Handball-Krimis ein. Als Florian Eisenträger beim Stand von 23:23 einen Strafwurf vergab, wurde es brenzlig. Doch Julian Buchele hielt einen Wurf von Linksaußen. Und Eisenträger behielt beim finalen Siebenmeter die Nerven und netzte zum 24:23 ein. Die letzten 54 Sekunden überstand die TVG-Abwehr aufopferungsvoll kämpfend.
TVG-Coach Lohrbach sagte nach dem Spiel: „Wir hatten uns vorgenommen, den personellen Ausfällen kollektiv mit Kampf und Leidenschaft entgegenzutreten. Das ist uns gelungen. Und natürlich hat uns die starke Torhüterleistung von Jan-Steffen und in der Schlussphase dann auch von Julian sehr geholfen. Wenn wir unsere acht freie Bälle in der zweiten Spielhälfte im gegnerischen Tor untergebracht hätten, dann hätten wir deutlicher gewonnen. So mussten wir bis zum Abpfiff alles reinwerfen und bis ans Limit gehen.“
TV Großwallstadt: Buchele, Minerva, Hanemann; Salger (3/1), Klenk (3), Eisenträger (1/1), Meddeb, Röller (4/4), Battermann (2), Mohr, Stark (2), Buck (6), Zimmer , Schalles (3). Trainer: Lohrbach
HSG Nordhorn-Lingen: van der Merwe, Budalic; Bandlow (6/3), Jaeger (3), Lux (3), Marschall (6), Sajenev (1), Visser, Ruddat, Sokolic, Erlingsson, Zintel (4), Pöhle, Bauer. Trainer: Bult