Großwallstadt, 07.10.2024. Mit großem Kampfgeist, einer in der zweiten Spielhälfte überzeugenden Abwehrleistung und einem Torhüter, der in der Schlussviertelstunde fast gar nicht mehr zu bezwingen war, hat sich der TV Großwallstadt am Sonntag in der 2. Handball-Bundesliga bei der HSG Nordhorn-Lingen für eine famose Aufholjagd belohnt. Mehrmals lief die Mannschaft von Interimstrainer Povilas Babarskas im Verlauf der Partie einem Sechs-Tore-Rückstand hinterher, am Ende aber prangte ein 25:25 auf der Anzeigetafel im Nordhorner Euregium.
Die Blau-Weißen mussten bei ihrer schweren Aufgabe, bei der es für beide Teams darum ging, nicht ganz in den Tabellenkeller zu rutschen, auf die Langzeitverletzten im Rückraum Mario Stark und Finn Wullenweber verzichten. Bei den Einheimischen fehlte der Ex-Hanauer Tarek Marschall wegen einer Fußverletzung, die sich der Spielmacher bei der 40:42-Niederlage seines Clubs in Rostock im DHB-Pokal zugezogen hatte.
Der TVG ging das Spiel diszipliniert an. In der Abwehr stand die Mannschaft mit dem Innenblock Kretschmer/ Röller zunächst stabil, und im Angriff waren es die Wurfkraft von Nils Kretschmer und Kuno Schauer sowie das Tempo von Maxim Schalles beim Gegenstoß, die für eine 3:1-Führung (6.) verantwortlich waren. Damit aber war die gute Anfangsphase der Wällster beendet. Drei Fehlwürfe des Gegners in Folge nutzten die Hausherren zur 4:3-Führung. Und weil Großwallstadt sich weitere Mängel leistete, lag man nach insgesamt sechs Gegentoren in Folge mit 3:7 (13.) im Hintertreffen. Interimscoach Povilas Babarskas holte seine Spieler an die Seitenlinie und musste in der Auszeit an die vor der Begegnung getroffenen Absprachen erinnern. Dabei schaltete sich auch Linksaußen Florian Eisenträger ein, der bis dahin noch nicht auf dem Parkett stand, und wurde deutlich: »Wir schenken denen die Bälle. Wir hören jetzt damit auf!«
Doch die energische Mahnung des Ex-Kapitäns verpuffte erst einmal. Über die Zwischenstände 10:4, 12:6 und 14:8 blieben die Niedersachsen bis zum 16:11-Pausenstand Chef im Ring. Individuelle Fehler in der Abwehr der Wällster und ein oft ungenaues Angriffsspiel deuteten nicht unbedingt darauf hin, dass sich die Gäste würden herankämpfen können.
Bei Fehlern auf beiden Seiten behielt Nordhorn bis zum 19:13 (37.) auch in der zweiten Spielhälfte die Kontrolle. Und das ohne den Ex-Großwallstädter Frieder Bandlow, der lange auf der Bank schmorte und erst in der 44. Minute das Parkett betrat. Dann aber geriet der TVG ins Rollen. Stefan Salger, Romas Aukstikalnis, der schon vor der Pause zwei gute Szenen gehabt hatte, sowie Lars Röller verkürzten auf 16:19. Das Entscheidende aber: Hatte das TVG-Torwartduo Minerva/Hanemann bis zur 45. gerade mal zwei Bälle abgewehrt, so sollte sich das jetzt gründlich ändern. Stefan Hanemann war in der Schlussviertelstunde kaum mehr zu überwinden. Nur noch dreimal musste er in diesem Zeitraum hinter sich greifen. Zweimal wehrte er gar Strafwürfe von Maximilian Lux ab. Das gab seinen Vorderleuten jede Menge Auftrieb. Durch Tore von Eisenträger, Kretschmer, Schauer und Patrick Gempp schaffte der TVG in der 48. Minute den 22:22-Ausgleich. Kreisläufer Gempp erzielte auch den Treffer zum 23:23.
In der Crunchtime konnte sich Nordhorn noch einmal auf 25:23 absetzen, doch Großwallstadt agierte nun in der Abwehr souverän und ließ in den Schlussminuten keinen weiteren Gegentreffer mehr zu. Zudem gab Coach Babarskas dem Team in der Auszeit durch seine ruhige Ansprache Sicherheit . Kapitän Kretschmer und Kuno Schauer sorgten mit ihren Treffern für das am Ende verdiente Unentschieden, das dem TVG vor dem wichtigen Heimspiel am kommenden Sonntag in Elsenfeld gegen Eintracht Hagen Zuversicht geben sollte.
Nach dem Abpfiff war auch Sport-Geschäftsführer Michael Spatz, der wie Mario Stark die Mannschaft von der Bank aus unterstützt hatte, die Freude über den Punktgewinn anzumerken. Er sagte zum Spiel: »Die Mannschaft hat unter der Woche im Training enorm viel investiert und das dann auch auf dem Parkett gezeigt. Die Spieler sind jetzt natürlich erleichtert. Der Punkt ist ganz wichtig für die Moral. Besonders freut mich die Super-Leistung von Stefan Hanemann. Ich glaube, dass Stefan damit in der Saison und bei uns endgültig angekommen ist.«
Der TVG holte sich das Unentschieden in Nordhorn mit folgender Aufstellung: Hanemann, Minerva – Schauer 5, Gempp 3, Kretschmer 3, Aukstikalnis 3, Eisenträger 2, Röller 2, Horner 2, Schalles 2/1, Klenk 1, Salger 1, Redkyn 1, Mohr
Autor: Manfred Weiß
Foto: Bültmann