Im Achtelfinale des DHB-Pokals in der Aschaffenburger Frankenstolz-Arena hat Außenseiter TV Großwallstadt den Bundesligisten HSG Wetzlar an den Rand einer Niederlage gebracht. Vor 2331 Zuschauern konnte sich der Erstligist am Donnerstagabend nur knapp mit 25:23 (14:15) durchsetzen. Und das, obwohl die Unterfranken auf fünf Stammspieler verzichten mussten. »Wir haben bis zum Ende gekämpft. Schade, dass es nicht gereicht hat, aber Riesen-Respekt vor der Leistung unserer Mannschaft«, sagte der verletzte TVG-Kapitän Florian Eisenträger nach dem Abpfiff .
Bei der Begegnung trafen auch zwei kroatische Trainer aufeinander. Bei Wetzlar stand Nationalcoach Hrvoje Horvat an der Seitenlinie, der bei dem abstiegsbedrohten Club vor zwei Wochen die Nachfolge von Benjamin Matschke angetreten hatte. Beim TVG schickte Kroatiens Rekordnationalspieler Igor Vori diesmal wieder seine Stammkräfte aufs Parkett, die er im Punktspiel gegen den HC Motor Saporischschja noch geschont hatte.
Vor prächtiger Kulisse sah es zu Beginn des Spiels so aus, als könnten sich die im Rückraum körperlich überlegenen Gäste schnell Vorteile erarbeiten. So ging Wetzlar durch einen Hüftwurf von Jonas Schelker und einen Treffer von Rechtsaußen Domen Novak mit 2:0 in Führung. Der Anschlusstreffer von Kreisläufer Dino Corak vom Kreis sowie das 2:3 und 3:4 durch Frieder Bandlow und wiederum Schauer machten aber deutlich, dass Großwallstadt sich viel vorgenommen hatte. Ein selbstbewusster Kuno Schauer stellte in der 12. Minute mit dem 5:5 den Ausgleich her.
Eine erneute Zwei-Tore-Führung der Wetzlarer verkürzte Linksaußen Ievgen Zhuk (6:7). Im Anschluss konnte die HSG selbst eine doppelte Überzahl nicht zu einer Drei-Tore-Führung nutzen. Im Gegenteil: Finn Wullenwebers strammer Hüftwurf brachte den 8:9-Anschlusstreffer.
Ein starker Rückhalt war bereits in dieser Phase der Partie Großwallstadts griechischer Torhüter Petros Boukovinas, so dass Wullenweber und Schauer zum 11:11 ausgleichen konnten. Der TVG befand sich jetzt endgültig auf Augenhöhe. Eine Sekunde vor dem Abpfiff der ersten Spielhälfte gelang der Heimmannschaft erstmals der Führungstreffer. Der Ukrainer Zhuk hatte sich einen Abpraller geschnappt und den Ball sicher im Kasten von Gästekeeper Till Klimpke versenkt.
Fulminant starteten die Blau-Weißen in die zweite Spielhälfte. Mit einem Kempa-Tor nach Pass von Maxim Schalles riss Schauer das Publikum sofort wieder mit. Mario Stark erhöhte mit einem Treffer ins leere Wetzlarer Tor auf 17:14. Die TVG-Defensive kämpfte aufopferungsvoll. Boukovinas hielt und trieb den Ball zum Gegenstoß nach vorne. Zhuk traf zum 18:15!
Dann rafften sich die Mittelhessen auf und stabilisierten ihre Defensive. Nach einer Zeitstrafe für Corak erzielte der Schweizer Nationalspieler Lenny Rubin 20 Minuten vor Spielende den 18:18-Ausgleich. Der Schwede Emil Mellegard brachte die HSG in Führung.
Als TVG-Trainer Vori eine Viertelstunde vor Spielende eine Auszeit nahm, lag Wetzlar mit 20:18 vorne. Luca Munzinger verkürzte für den TVG aus dem Rückraum und leitete die dramatische Schlussphase ein. Ein traumhaft sicherer Kempa durch Mellegard brachte erneut einen Zwei-Tore-Vorsprung für die HSG, aber Wullenweber traf im Gegenzug. Der Erstligist erhöhte durch Vladan Lipovina auf 23:20. In doppelter Überzahl kam die HSG durch einen weiteren Kempa-Trick zum 24:21. Doch Großwallstadt war nicht bereit, nachzugeben. Als Kuno Schauer 92 Sekunden vor dem Spielende zum 23:24 kam, glich die Aschaffenburger Frankenstolz-Arena einem Tollhaus. Lipovina machte dann mit dem 25. Wetzlarer Treffer den Sieg für die Gäste klar, denen der Zweitligist jedoch alles abverlangt hatte.
TVG: Boukovinas, Ohm; Schauer 6, Wullenweber 4, Zhuk 3, Munzinger 3, Bandlow 3/1, Schalles 2, Corak 1, Stark 1, Klenk, Babarskas, Strakeljahn
HSG: Klimpke, Suljakovic; Mellegard 6, Lipovina 6, Nyfjäll 4, Schelker 3, Rubin 3, Wagner 1, Novak 1, Weißgerber 1/1, Schmidt, Nikolic, Becher, Cepic
Bericht: Manfred Weiß
Foto: Felix Müller